2021 feiert Deutschland 1700 Jahre jüdisches Leben. Solange zurück liegt zumindest die erste schriftliche Erwähnung von Juden in Deutschland.
Wir haben hier in Dachau in unserer Zeit allerdings wenige Berührungspunkte mit jüdischem Leben. Vor allem die Zeit des Nationalsozialismus und der Shoa (der Vernichtung der Juden) hat dafür gesorgt, dass uns in Deutschland jüdisches Leben und Glauben nicht so vertraut sind, wie es die 1700 Jahre lange Geschichte eigentlich erwarten ließe. Und doch ist das Judentum die Mutterreligion des Christentums. Jesus war Jude. Seine Heilige Schrift ist auch unsere: Der jüdische TeNaCH (Tora - Nebi’im - Ketubim = 5 Bücher Mose – Propheten ‒ Schriften) wurde zu unserem Alten Testament.
Die Texte des Alten Testaments sind durch die Botschaft Jesu nicht überholt. Sie bleiben gütig, auch für uns Christen. Die Jüdinnen und Juden sind sozusagen unsere älteren Schwestern und Brüder im Glauben an JHWH, den einen Gott.
Deshalb werden wir anlässlich dieses Festjahres im „Krippenhaus“ an der Pfarrkirche St. Jakob die großen jüdischen Feste und die biblischen Geschichten, die dazugehören, mit biblischen Erzählfiguren darstellen und damit anschaulich machen: Purim, Pessach, Schawuot, Jom Kippur, Chanukka …
Dazu gibt es dann auch hier auf der Homepage immer Bilder und eine Erklärung.
Das Purimfest
Am 26. Februar 2021 (15. Adar) und schon ab dem Vorabend feiern die Juden das Purimfest. Am 25. Februar ist das vorbereitende Esther-Fasten.
Purim ist ein fröhliches Fest. Man verkleidet sich wie bei uns im Fasching, feiert und tanzt auf den Straßen und im Haus. Es ist ein Fest der Freundschaft und des Miteinanders, bei dem man an die Geschichte denkt, wie Königin Esther die Vernichtung ihres Volks im persischen Reich verhindert hat.
H i e r und in der Rubrik "Anhänge herunterladen" (unten auf dieser Seite) erhalten Sie die Zusammenfassung des Buchs Esther, das im Zentrum des Festes steht. Natürlich möchte sich fast jedes Mädchen an Purim gern einmal als Königin Esther verkleiden.
Am Purimfest macht man sich gegenseitig Speisengeschenke. Mindestens zwei verschiedene essfertige Speisen soll man an mindestens einen Freund geben. Und das alles wird traditionell durch einen dritten überbracht. Oft sind diese Boten verkleidete Kinder.
Dazu spendet man auch Geld an zwei Bedürftige oder zwei wohltätige Organisationen, damit auch Ärmere an der Freude teilhaben können. (Und die Idee ist, mehr zu spenden, als man für alles andere am Purimfest ausgibt!)
Mit Freunden und der Familie setzt man sich vom Nachmittag bis in den Abend hinein zu einem üppigen Festmahl zusammen, bei dem es sogar Pflicht ist, sich zu betrinken: Es ist eine Weisung, zu „trinken, bis man nicht mehr unterscheiden kann zwischen ,Verflucht sei Haman‘ und ,Gesegnet sei Mordechai‘“ (Talmud, Traktat Megilla 7b; Schulchan Aruch, Orach Chajim § 695:2). ‒ Aber natürlich verantwortungsvoll: Kein Alkohol an Minderjährige und nicht alkoholisiert Autofahren!
Besondere Purim-Speisen gibt es natürlich auch:
Typisch sind die Hamantaschen: Dreieckige, mit Mohn gefüllte Gebäckstücke, die vielleicht darauf verweisen, dass Esther im persischen Palast nur Samen und Nüsse aß, um nicht an unkoscheren Speisen unrein zu werden.
Und es gibt Kreplach, mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, die man nur dreimal im Jahr isst: an Purim, Hoschana Rabba und am Vortag von Jom Kippur.
Vor dem üppigen Fest liegt allerdings ein Fasttag: Das Esther-Fasten (Taanit Esther). Denn Esther hat ‒ zusammen mit dem ganzen Volk der Juden ‒ auch gefastet, bevor sie vor den König trat, um für ihr Volk zu bitten.
Das Lesen der Festrolle ist besonders wichtig:
Zweimal soll jeder gläubige Jude am Purimfest die Geschichte von Esther hören: Am Vortag und am Purimfest selbst. Das Besondere dabei ist: Viele gehen verkleidet in die Synagoge und haben Rasseln, Klappern und Ratschen dabei. Und immer wenn der Name „Haman“ vorgelesen wird, machen alle laut Lärm, sodass man ihn kaum hören kann. So soll der Name des Feindes und die Erinnerung an ihn symbolisch ausgelöscht werden.
Hier finden Sie weitere Infos zum Purimfest
Externer Link zu aktuellen Infos: Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V. ⋅ München - Regensburg
https://www.gcjz-m.de/
Und die Bildergalerie zeigt ein paar Momentaufnahmen zu dem Jüdischen Leben in unserer Region in der Gegenwart.