"Mariä Himmelfahrt" ist das wichtigste Marienhochfest im Kirchenjahr und heißt theologisch korrekt „Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel“. Schon in der Liturgie des heiligen Ambrosius (4. Jh.) begegnet uns ein Fest der Aufnahme Marias in den Himmel. Betont wird nachdrücklich ihre leibliche Aufnahme, denn die Aufnahme der Seele kommt allen Heiligen zu. In der Ostkirche ist das Fest bereits ab dem 5. Jahrhundert, in der Westkirche ab dem 7. Jahrhundert nachweisbar. Das am 1. November 1950 durch Papst Pius XII verkündete Dogma in der Apostolischen Konstitution „Munificentissimus Deus“ besiegelt das mit folgenden Worten:
„Wir verkünden, erklären und definieren es als ein von Gott geoffenbartes Dogma, dass die unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde.“
Pius XII hatte die Bischöfe der ganzen Welt brieflich um Rat gebeten, bevor er das Dogma auf dem Petersplatz verkündete und die Urkunde (die „Bulle“) unterzeichnete. Nur 6 von den 1181 Antworten der Bischöfe drückten Vorbehalte aus.
Das Zweite Vatikanische Konzil bestätigte, die Gottesmutter sei eine Metapher für die Kirche auf dem Weg zur Vollendung; sie sende ein Signal sicherer Hoffnung und des Trostes aus, weil an ihr das bereits geschah, was alle gläubigen Menschen ersehnen.
Papst Paul VI beschrieb das Glaubensgeheimnis von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel im „Credo des Gottesvolkes“ vom 30. Juni 1968 mit den Worten:
„Verbunden in einer ganz innigen und unauflöslichen Weise mit dem Geheimnis der Menschwerdung und Erlösung, wurde die allerseligste Jungfrau, die unbefleckt Empfangene, am Ende ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen und – in Vorausnahme des künftigen Loses aller Gerechten – ihrem auferstandenen Sohne in der Verklärung angeglichen.“
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Bild oben links: Die Figur (Maria Himmelfahrt) vom Bildhauer Otto Kobel in Eschenried (Foto: M. Meier)
Bild oben rechts: Marienfigur des Münchner Bildhauers Prof. Franz Lorch, farbig gefasst vom Dachauer Kirchenmaler Richard Huber. Die Figur an der Rückwand der Apsis ist aus Zirbelholz geschnitzt und 3 Meter hoch. (Foto: D. Reinke)
Bild unten: Die Schreibgarnitur mit der Goldfeder, mit der das Mariendogma am 01.11.1950 von Papst Pius XII unterzeichnet wurde (Vatikanische Museen) - Foto: D. Reinke