Als Noah die Arche verlassen hatte, gab Gott ein Versprechen: ‚Solange die Erde besteht, soll es immer Saat und Ernte geben‘ (Gen 8,22). Unser Erntedankfest wurde um 1770 von der Kirche als Fortsetzung bäuerlicher Erntefeste aufgegriffen. Seit 1972 ist der 1. Sonntag im Oktober für den Erntedank festgelegt.
Das Erntedankfest ist ein Fest, das alle gleichermaßen anspricht. Die vielen Gaben sind mit ihrer Farbenpracht und ihrem Duft ein Fest für die Sinne. Zusätzlich lässt das Erntedankfest aber auch nachdenklich stimmen. In unserer Zeit erleben wir immer weniger den jahreszeitlichen Wechsel, den Zusammenhang von Säen und Ernten, von Wetterlage und Wachsen, von Pflegen und Gedeihenlassen. In vielerlei Hinsicht machen wir uns unabhängig von den Jahreszeiten mit ihren unterschiedlichen Witterungen. Unabhängig von der Ernte und den Jahreszeiten kann z.B. vieles das ganze Jahr über gekauft werden. Supermärkte, globale Warenwirtschaft und –lagerhaltung lassen heute fast vergessen, wie wichtig die Ernte ist. Vieles ist modern und leistungsfähig: Anbau, Bearbeitung, Ernte, Verarbeitung und Verteilung – wer denkt da noch an die Arbeit und die Mühen des Bauern und der Bäuerin? Das Wichtigste aber hat sich nicht geändert: Wetter und Gedeihen liegen allein in Gottes Hand. Davon sind wir abhängig.
Dankbar sein
Wir planen und arbeiten oft, als ob wir damit allein die Zukunft der Welt bestimmen und formen könnten. Wir nehmen die Güter dieser Erde, als ob sie uns selbstverständlich zukommen und gehören. Wir vergessen die, die weniger haben als wir, die von Hunger und von Kriegen, von Krankheit und von Leid bedroht sind, die gefährdet sind durch Unrecht und Unsicherheit, die in Katastrophen ihr Hab und Gut verloren haben und verlieren.
Bewahre uns vor Selbstsicherheit und Selbstgerechtigkeit!
Mach uns bewusst, dass auch wir heute oder morgen zu den Armen, den Hungernden, Leidenden und Heimatlosen gehören können! Mach uns dankbar für das, was du uns gibst, und öffne uns im Danken die Herzen und Hände für die, die in Not sind!
Amen.